…unter italienischer Frühlingssonne

…das Licht unter italienischer Sonne gilt unter Bildschaffenden und Reisenden seit Generationen als etwas Besonders – so auch für eine kleine ambitionierte Gruppe von Fotoreisenden, von Thürmer Tours, die ich Mitte April auf einer Gardasee-Reise begleiten durfte. Im Fokus standen neben dem Seeblick Natur und Kultur bis ins Etschtal hinüber. Ausgangsbasis war Riva del Garda am nördlichen Seeufer. Hier bot uns das Grand Hotel Liberty mit stilvollem Ambiente in der Architektur des frühen 20. Jahrhunderts eine zentral gelegene Unterkunft.

Erste Motive boten sich schon auf dem Weg gen Süden: Auf dem Reschenpass zeigen sich im letzten Aufbäumen des Winters Strukturen in den matten, stumpfen Farben der leicht beschneiten Almen. Ebenso am Reschensee mit dem Turm der Pfarrkirche St. Katharina von Alt-Graun oder in dem Kloster Marienberg auf der Höhe von Mals.

Montagvormittag, starteten wir an den Promenaden von Riva und Torbole im benachbarten Sarcatal. Sie boten uns am ersten Tag den Einstieg, bevor wir uns Tenno di Canale zuwendeten. Das kleine Bergdorf oberhalb des Lago di Tenno zählt zu den schönsten Ortschaften Italiens (einen Überblick über diese ‚schönsten‘ Ortschaften kreuz und quer durch Italien, bietet die Seite „I Borghi Più Belli D’Italia“). Den klassischen Seeblick zwischen Torbole und Nago packten wir im Mittagslicht zwischen Uferpromenade und historischem Bergdorf (von wegen: zwischen zehn und drei hat der Landschaftsfotograf frei – ein weitverbreiteter Irrtum).

Ein unbedingtes Muss am nördlichen Gardasee ist ein Besuch der „Cascate del Varone“, sie zählt aus geologischer Sicht zu einer besonderen Rarität. Der Wasserlauf der Magnone hat hier an einer ehemaligen Gletscherstufe, eine kleine Klamm ausgewaschen, in welcher der Bach über einen gut einhundert Meter hohen Wasserfall in die Tiefe stürzt. Ähnliche Kräfte haben in der gleichen Zeitspanne die Brasa-Schlucht, weiter südlich zwischen Tremosine sul Garda (423 m) und dem Lago di Garda (65 m) liegend, hervorgebracht. Heute führt die „Strada della Forra“ durch die Schlucht und eröffnet faszinierende Ein- wie Ausblicke. Sie bot unter anderem in „Ein Quantum Trost“ James Bond die Kulisse während einer wilden Verfolgungsfahrt. Winston Churchill soll die Straße, während eines Gardasee-Aufenthalts sogar als ‚achtes Weltwunder‘ bezeichnet haben. Auf dem Rückweg ‚cruisen‘ wir über die kurvenreiche SP38 mit verschiedenen Fotostopps bis wir, wieder am Seeufer angekommen nach Norden abbiegen und Limone durchstreifen.

Hatte ich für unsere Frühlingstour ‚eigentlich‘ einen Ausflug nach Westen durch die Berge in Richtung Lago di Idro eingeplant, hat uns hier die noch anhaltende Wintersperre einiger Straßen einen Strich durch die Planung gemacht. Nach einem Abstecher nach Pregasina orientieren wir uns kurzerhand um und erkundeten stattdessen das Etschtal mit dem angrenzenden Vallarsa. Zurück an den Lago ging es von Trient durch das Sarca-Tal mit einem letzten Stopp am Lago di Toblino.

Den südlichen Gardasee ‚wollten‘ wir mit der Isola del Garda und weiteren Fotostopps zwischen Portese und Sirmione entdecken. Waren die Wettergötter im Verlauf unseres Besuches auf der Isola del Garda noch gnädig, hatten sie in den Nachmittagsstunden eigene Vorstellungen, die nicht mit unseren Fotoplänen kooperierten. Daher beschlossen wir, dass uns die Bildbearbeitung eine gute Alternative während der sinnflutähnlichen Nachmittagsstunden bot. Lädt der Palazzo aus der Ferne ins Auge, birgt der umgebende Landschaftspark mit dem Garten eine reiche Palette an grafischen wie morbiden Motiven.

Etwas abseits vom See lag unser letztes Ausflugsziel, die Renaissance-Stadt Mantua. Auf dem Weg in Richtung Süden, nutzten wir einen Abstecher nach Spiazzi für einen Fotostopp an der Felsenkirche Madonna della Corona. Hier freuten wir uns über den Pendelbus, so dass uns der anschließende Aufstieg über die zahlreichen Kehren hinauf zum Parkplatz samt Fotorucksäcken erspart blieben. In Mantua angekommen, erkundeten wir die Straßen, Palazzos und Kirchen ‚nackt – ohne Fotoausrüstung‘. Nach einem gemütlichen Cappuccino widmeten wir uns der Motivsuche entlang der Renaissance-Bauten.
Ehe wir uns versahen, brachen wir am Freitagabend zu unserem letzten Abendessen auf. Ein letztes gemeinsames Fotomotiv gönnten wir uns, diesmal in der Abenddämmerung zwischen Torbole und Nago mit Blick über den See.
Begleiteten uns auf dem Weg nach Süden Regen und Schnee, zeigt sich das Wetter während unserer Heimreise über den Alpenhauptkamm von seiner sonnigen Seite. Hier und da legen wir eine kurze Pause ein, genießen die Frühlingssonne und nutzen den Blick auf Schloss Neuschwanstein für den letzten Fotostopp.
Die Woche verging wie im Flug. Nicht immer mit dem gewünschten Licht bzw. der bestellten Witterung. Und dennoch hätten wir noch einige Motive im Hinterkopf gehabt, denen wir uns widmen wollten. Es scheint so, als sollten wir für zukünftige Touren an den Gardasee kurzerhand zwei Wochen vor Ort einplanen…