Fotoreise Oman 2022

Endlich – nach Monaten des Wartens geht es wieder los! Mit dem Nachtflug der Oman Air starten wir von München nach Maskat zu unserer Fotoreise in den Oman. Im Fokus, ganz klar die Wüste, doch offenbart das Sultanat neben der Rub al-Khali auch unbekanntere Steinwüsten sowie reichlich Kultur…

Der Check-In samt Sicherheitskontrollen und Boarding am Franz-Josef-Strauß-Flughafen verlaufen zügig. Nach ruhigem Flug wird über dem Persischen Golf die schläfrige Gesellschaft von einem Raunen geweckt. Es ist die Farbenpracht der Morgendämmerung, die uns Reihe um Reihe aus dem Schlaf in den neuen Tag holt. Der Himmel leuchtet von Violett-Orange bis Petrolfarben, während sich die letzten Schatten der Nacht über dem Golf auflösen. Im Anschluss an den Weckruf folgt ein kleines Frühstück und wir bereiten uns auch schon auf die Landung in Maskat, der Hauptstadt des Sultanats vor.

Unsere Gruppe sammelt sich nach den Einreiseformalitäten in der Flughafenhalle, wo uns Chris, unser Reisebegleiter von BEDU Expeditionen erwartet. Er ist der Fachmann in der Landeskunde, Koch und nicht zuletzt der Mann, der die Pfade durch die Wüste kennt. Meine Aufgabe konzentriert sich auf alle fotografischen Belange sowie das zweite Fahrzeug samt Insassen gut durchs Land zu bringen.

Eintauchen in die Kultur des Orients…

Im Hotel angekommen, nutzen wir die verbleibenden Vormittagsstunden für einen Besuch des königlichen Opernhauses. Die weiße Marmorfassade des orientalisch-modernen Baus erhebt sich wie ein Monolith über den farbenprächtigen Landschaftsgarten, der das Opernhaus umgibt. Nach einer Verschnauf- und Ruhepause geht es im Abendlicht zur Großen Sultan-Qabus-Moschee, wo uns allerdings das Licht der Abenddämmerung mangels Wolken im Stich lässt. So widmeten wir uns im Anschluss dem Treiben auf dem Mutrah-Souq sowie dem Abendessen auf der Cornish mit Blick auf den Hafen.

Unser erster voller Tag vor Ort! Bereits um 07:15 Uhr beladen wir unsere beiden Land Cruiser um direkt nach dem Frühstück erneut zur Großen Sultan-Qabus-Moschee aufzubrechen. Mir ist es wichtig, dass wir morgens mit zu den ersten Besuchern zählen. Zielstrebig erreichen wir unseren ersten Foto-Spot: Die Kuppel mit dem wuchtigen Kristall-Lüster (14 m hoch, acht Meter im Durchmesser) in der Gebetshalle der Männer. Imposante 50 m ragt hier die Kuppel über der Gebetshalle empor. Der beindruckende Gebetsteppich (ca. 70 × 70 m), sowie die mit Kaligraphien und Arabesken verzierte Decke lassen uns eintauchen in den Orient. Berauscht von der Farbenpracht und dem Lichterzauber der Kristall-Lüster, zwölf an der Zahl, widmen wir unsere weitere Aufmerksamkeit den Außenanlangen der Moschee. Auch hier erwarten uns weiße Marmorfassaden sowie Bogengänge aus rotbraunem Sandstein.

Ergriffen von der Formen- und Farbenvielfalt der Moschee lassen wir die Capital Area und den Golf von Oman hinter uns. Auf einer Piste durch das Wadi Bani Awf (Passhöhe auf ca. 2.000 m) kommend überqueren wir das Hadschar-Gebirge. Unsere erste Camp-Nacht richten wir auf ca. 1.300 m Meereshöhe oberhalb von Al Hamra auf einer Aussichtsterrasse ein. Logenplatz!

Nach einem erfolgreichen Morgenshooting mit Blick auf die Bergformationen in Al Hamra, genießen wir den heißen Kaffee mit Blick hinauf zum Jebel Shams zum Frühstück. Im Anschluss brechen wir auf in das Bergdorf Misfat al Abriyyin. Hier werden die Häuser der Oase auf herkömmliche Weise restauriert und damit die traditionelle Stein- und Lehmbauweise am Leben erhalten.

Unser weiterer Weg führt uns in den alten, ebenfalls als Museum gepflegten Teil von Al Hamra. Hier, wie auch in Misfat al Abriyyin und den folgenden Orten, Forts und Souqs nehmen wir uns ausgiebig Zeit zum Entdecken und Fotografieren. Weiter geht es zum UNESCO-Weltkulturerbe Bahla Fort mit der verfallenen Lehmstadt am Fuße der Festung. Unser Etappenziel ist die Oasenstadt Niwza im Landesinneren, im Schatten des Hadschar-Gebirges.

In Nizwa gönnen wir uns zwei komfortable Hotelnächte, wobei das Ausschlafen eher zu kurz kommt. Gegen 04:00 Uhr brechen wir bereits auf, um mit der Morgendämmerung den Aussichtspunkt (ca. 2.100 m) auf den Jebel Shams, mit 3.004 m der höchste Berg des Landes, zu erreichen. Hier fällt – stürzt unser Blick weit über eintausend Meter tief in das zerklüftete Wadi Nakhr. Wir verzichten an diesem Morgenshooting auf unser Hotelfrühstück. Dank unserer Bordküche haben wir alles was wir für ein ausgiebiges Frühstück „on Location“ benötigen, einschließlich heißem Kaffee und Tee.

Auf dem Weg ins Tal, wechseln wir unsere Perspektive: Nach dem Tiefblick vom Aussichtspunkt, verlassen wir bei Riwaygh die Asphaltstraße und folgen der Piste durch das ausgetrocknete Flussbett ins Wadi Ghul und weiter ins Wadi Nakhr. Durch die schmale Schlucht im Flusslauf gelangen wir zu einem Aussichtspunkt, von wo wir hinauf in Richtung Jebel Shams blicken können. Der Höhenunterschied von der Piste bis zum Gipfel des Jebel Shams beträgt jetzt knapp über 2.000 Höhenmeter.

Nach dem Mittagessen in einem indischen Restaurant machen wir uns auf den Weg zum Jibreen Castle, einer mittelalterlichen Palastfestung am Rande der Wüste nahe Bahla. Die späten Nachmittagsstunden verbringen wir individuell in Nizwa. Hier laden neben den unterschiedlichen Souqs, die alte Lehmstadt und die Festung zu einem Besuch ein.

Im Anschluss an unser Frühstück folgt unser Morgenritual: Gepäck verstauen, kurze Tagesbesprechung mit Blick auf unseren Routenverlauf. Es geht weiter in Richtung Sinaw, doch bevor wir in Richtung Süden abbiegen, gönnen wir uns einen unerwartet grünen Ausblick auf die Ruinen der Oase Birkat Al Mouz. Nach der Fahrt hinauf auf das Plateau des Jebel Akhdars mit seinen Bergdörfern und Rosenterrassen genießen wir bei angenehmen 18 °C den weiten Blick ins Tal. Wieder unten im Tal angekommen, zelebrieren wir heute das Mittagessen aus der pakistanischen Küche.

Die Fahrt auf befestigten Straßen nach Sinaw wird unter den Teilnehmenden für ein entspanntes Nickerchen genutzt, bis wir am späteren Nachmittag die Oase erreichen. Bevor wir uns den alten mehrstöckigen Lehmbauten Sinaws zuwenden, legen wir im Ort einen Stopp für eine Ortsbegehung ein, um ein Gespür für den Wochenmarkt am nächsten Morgen zu bekommen. Leider wurden die einzelnen Märkte coronabedingt auf verschiedene Standorte in der Stadt verteilt. In früheren Jahren fanden alle Märkte (Fisch, Kamel, Rinder, Schaf, Ziegen, Gewürze und vieles mehr) auf dem Gelände des Sinaw Souq statt. Sicherlich eine zweckmäßige Maßnahme, doch nimmt es dem quirligen Treiben seinen Flair.

Al Huqf – entlang der Riffkante…

Mit den vielfältigen Eindrücken der vorangegangenen Tage verlassen wir Sinaw. In Adam legen wir einen gemütlichen Mittagsstopp ein. Im Anschluss betanken wir die Land Cruiser und verlassen kurz darauf die Asphaltstraße. Nach einem Fotostopp an einem stillgelegten Ölbohrturm tauchen wir ein in die Al Huqf!

In den kommenden drei Tagen führt uns der Track entlang einer Riffkante aus der Kreidezeit. Riesige Felsabstürze säumen unsere Route. Felsen, die von Wind und Witterung Tag ein Tag aus bearbeitet werden. Ein wahrhaftiges Motiv-Eldorado! Mal stoßen wir auf Felsplatten, die Meter um Meter vom Wind unterspült wurden und heute Überhänge bilden. Dann wieder Felsformen die an überdimensionale Pilze erinnern.

Unsere Übernachtungsplätze erreichen wir in den späten Nachmittagsstunden. Nach dem Zeltaufbau und einem Kaffeeplausch bleibt reichlich Zeit für ausschweifende Gebietserkundungen der näheren Umgebung.

Am Morgen nach unserer dritten Camp-Nacht erwartet uns zu unser aller Erstaunen ein zäher Morgennebel. Felsformationen, die sich am Vorabend in der Weite der Landschaft verloren haben, sind jetzt eingehüllt in grau-weiße Nebelschwaden, die zusehends von der Sonne aufgelöst werden.

Auf unserem weiteren (weglosen) Track erkunden wir eine deutlich tiefer gelegene Riffkante entlang eines ausgetrockneten Salzsees. Wieder auf dem Plateau angekommen durchqueren wir eine große Ebene, die in erster Linie aus kleinen Bodenwellen und unzähligen Steinen besteht, bevor wir zum Abend unser Etappenziel Haima, die Hauptstadt des Gouvernements al-Wusta erreichen.

Hier heißt es die Schlafsäcke über Nacht im Hotelzimmer trockenen, persönliche Einkäufe im Supermarkt erledigen, Bilder auf dem Laptop sichern sowie alle verfügbaren Akkus laden. Zum Abendessen in einem pakistanischen Lokal um die Ecke, gönnen wir uns frisch zubereitete Früchtedrinks (hoch im Kurs stehen Lemon-Mint sowie Mango) und genießen die milden Abendtemperaturen. Am nächsten Morgen geht es nach dem Frühstück kurz an die Moschee – wo wir die Möglichkeit nutzen, neben den 140 l Trinkwasser aus dem Supermarkt weitere 120 l Trink- und Brauchwasser in Kanistern auf dem Fahrzeugdach zu bunkern. Anschließend folgen wir unserem Morgenritual und brechen auf…

Rub al-Khali – das leere Viertel…

Gut einhundert Kilometer geht es von Haima auf der Route 31 nach Süden. Kurz bevor wir unsere Abzweigung erreichen, legen wir einen Tankstopp ein. Neben den Fahrzeugtanks, die stattliche 140 l Super fassen, werden jetzt auch die Benzinkanister auf dem Dach befüllt: 100 l Reserve!

Ein paar Kilometer weiter verlassen wir die Hauptroute, die den Norden mit dem Süden des Landes verbindet. Die kommenden Kilometer führen uns auf einer staubigen Sandpiste zwischen die Dünen der Rub al-Khali. Die Piste lassen wir zügig hinter uns und folgen ab jetzt dem Track unseres GPS-Gerätes.

Im Sand angekommen, lassen wir kontrolliert Luft aus den Reifen, um eine größere Auflagefläche und somit eine bessere Traktion zu erhalten. Im Vergleich zu den vorangegangen Oman-Touren führt uns unsere Route in diesem Jahr nicht nach Norden, sondern genau entgegen gesetzt in Richtung Süden. Mit gebührendem Abstand arbeiten wir uns parallel zur saudi-arabischen Grenze durch die Dünenfelder, bis wir, wenn alles glatt verläuft nach fünf Tagen Fassad und später Salala am Fuß des Dhofar-Gebirges, den Endpunkt unserer Fotoreise erreichen.

Ein steter Begleiter durch die Dünen der Rub ist beständiger Wind. Nicht so stark, dass er die Sicht behindern würde, allerdings doch so stark, dass er den eh schon weichen Sand zusätzlich aufwirbelt. So benötigen wir am zweiten Tag für ca. 300 m Luftlinie in den auslaufenden Sandverwehungen im Lee einer großen Düne ungefähr zweieinhalb Stunden, um diese zu durchqueren. Hier greifen wir dann auch des Öfteren neben den Sandblechen die griffbereit auf dem Dachgepäckträger liegen auf den kinetischen Bergegurt zurück.

Aus fotografischer Sicht bringt der Wind zwei Aspekte mit sich. Zum einen reduzieren wir Objektivwechsel auf ein unabdingbares Minimum. Denn selbst wenn wir diesen windgeschützt im Auto durchführen, treffen wir unentwegt auf feinen Sandstaub in der Luft. Dieser ist am ehesten in der Dunkelheit im Schein der Stirnlampe zu sehen. Zum anderen sammelt sich der aufgewirbelte Sand als feiner Dunstschleier in der Luft, so dass sich bis zum strahlend blauen Himmel, je nach Blickrichtung zur Sonne ein schwacher sandfarbener Streifen ins Bild mogelt. Stichwort Sandfarbe: Diese verändert sich für das menschliche Auge ständig. Je nach Blickrichtung, Sonnenstand und vor allem auch Sonnenhöhe wird der Sand in unterschiedlichen Gelb- Oka- oder auch Orangetönen wahrgenommen. Die Wiedergabe im späteren Bild variiert des Weiteren je nach Handhabung der Tonwertkorrektur. Überraschend ist ebenfalls die unterschiedliche Farbgebung ein und desselben Sandes vor oder nach Sonnenauf- bzw. -untergang in der trockenen Luft.

Am dritten Tag erreichen wir die großen roten Dünen. Roter Sand, dieser ist schwerer und wird nicht mehr so leicht aufgewirbelt. Das erleichtert uns auch das Vorankommen tagsüber, ebenso wie beim Aufstieg in der Morgen- und Abenddämmerung zu unseren Logenplätzen auf dem Dünenkamm. Von hier aus überblicken wir Düne um Düne. Ein Himmel auf Erden!

Auf einen Hauch von Zivilisation stoßen wir, hier und da beim Überqueren von Sandpisten, über welche die grenznahen Siedlungen versorgt werden. Gelegentlich stoßen wir auch auf ganze Baumansammlungen zwischen kleineren Dünenfeldern. Eine wahrhaftige Überraschung hingegen bieten Badewannen inmitten der Wüste. Badewannen? Nun eigentlich sind es Tränken für die Kamelherden. Allerdings werden diese auch mal gerne als Bademöglichkeit zweckentfremdet. Das Wasser entstammt Tiefenbohrungen, das hier dann mit ca. 40 °C an die Oberfläche tritt.

Die Dünen werden bereits wieder kleiner, was untrügerisch darauf hindeutet, dass wir uns dem Ausgang der Wüste nähern. Fassad, die kleine Siedlung am Rand der Wüste, die wir gezielt ansteuern ist bereits am Horizont zu erkennen. Eine letzte Nacht in den Dünen gefolgt von unserem letzten Sonnenaufgang auf dem Dünenkamm. Es ist der erste und zugleich letzte wirklich klare Sonnenaufgang während unserer Tour durch die Rub.

Rückkehr / Aufbruch in die Zivilisation…

Nach dieser letzten Wüstenacht legen wir einen Fotostopp am Rand der Wüste ein. Fast unscheinbar reihen sich hier kleine Sicheldünen aneinander und bedecken die Ebene, bis sie in unserem Rücken von ersten größeren bzw. höheren Dünen abgelöst werden. In Fahrtrichtung Süden erwartet uns eine große weite Ebene für die nächsten 80 km.

Ohne dass wir unsere Tankreserve auf dem Dach einsetzen müssen, erreichen wir mit dem Beginn der Asphaltstraße eine Tankstelle. Ab hier geht es befreit von den alles vernebelnden Staubfahnen der Sandpiste zur Oasenstadt Thumrait. Dort legen wir eine Pause ein und gönnen uns einen Mittagssnack.

Auch wenn die feuchte Luft den Weitblick stark einschränkt, das Arabische Meer bzw. den Indischen Ozean können wir förmlich schon riechen als wir die steile Straße vom Dhofar-Gebirge in die Küstenstadt Salala hinunterfahren. Am Hotel mit Strandblick angekommen, heißt es ab in die Badehose, Handtuch schnappen, um dann genussvoll im smaragdgrünen Wasser in den weißen Schaumkronen der Wellen abzutauchen…

Auch wenn unser letzter gemeinsame Tag als Ruhetag bzw. zur persönlichen Verfügung vorgesehen ist, brechen wir bereits in der Morgendämmerung gemeinsam auf und erkunden die Küste in Richtung Osten nach Taqa, Wadi Darbat und Mirbat. Das Ende unserer Tour genießen wir beim abschließenden Abendessen in einem kleinen libanesischen Lokal mitten im quirligen Treiben von Salala.

P.S.: Interessiert an Kunst aus der Wüste? Meine Kollegin Jannine Stemme bereits und durchquert seit Jahrzehnten arabische Wüsten. Sie verarbeitet unter der Wüstensonne getrocknetes Holz zu Kunstobjekten. Pius Siebert bereist ebenfalls seit langer Zeit die unterschiedlichsten Wüsten. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt im bewussten Wahrnehmen durch Achtsamkeit im alltäglichen Leben. In seinem künstlerischen Dasein verarbeitet er Sand und Farben zu abstrakten Reliefbildern. Ebenso gäbe es für Weitwinkel-Freunde einen separaten Erfahrungsbericht über das LAOWA 17 mm f/4 Zero-D im Orient auf der Seite von LAOWA Deutschland.