Augsburgs historische Stadtbefestigung

Die Geschichte der Stadtbefestigung reicht bis in die Anfangsjahre Augsburgs als römisches Heerlager und spätere Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum zurück. Das ursprünglich in den Wertachauen angesiedelte Militärlager, wurde vom Hochwasser geläutert und vorausschauend auf höheren, trockenen auf die Augsburger Hochterrasse verlegt. Die daraus hervorgehende „Römerstadt“ wurzelte nördlich des heuteigen Domes. Der frühen Stadt diente zum Schutz der römischen Truppen ein bereits im 1. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung durch Feuer vernichtetes „Holz-Erde-Kastell“. Unter Kaiser Hadrians Regierungszeit (117 – 138 n.u.Z.) erhielt das damalige Legionslager auch eine Stadtmauer, die ein Gebiet von ca. 80 ha der späteren Bischofs- sowie der Oberen und Unteren Stadt umfasste.

Sein Fortbestehen nach dem Rückzug der römischen Legionen und Kaufleute verdankt Augsburg in erster Linie der seit dem 6. Jahrhundert allmählich erstarkenden Kirche. Im 8. Jahrhundert erscheint die Stadt als Zentralort fränkisch-karolingischer Königsherrschaft. Unter dem Bischof ‚Ulrich von Augsburg‘ (923 – 973) wurden die verfaulten Holzpalisaden durch einen Erdwall ersetzt und verstärkt durch eine niedrige Mauer. Diese schütze die Stadt 955 vor den angreifenden Ungarn. Fortan wurden die Befestigungsanlagen mit der stetig wachsenden Stadt erweitert und modernisiert.

Zwischen Mitte des 15. Jahrhunderts bis zu Napoleons Landnahme Anfang des 19. Jahrhunderts gewährten bis zu 14 Stadttore Einlass in die Reichsstadt. Unter nachfolgender bayerischer Herrschaft kam ein 15’tes hinzu. Die Befestigungsanalgen zählten im Jahr 1860 neben den weit sichtbaren Stadttoren neun Bastionen, elf Kurtinen, zehn Außenwerke sowie vier mächtige vorgelagerte Schanzen.

Die Augsburger Bürger, welche über die Jahrhunderte so mancher Belagerung erfolgreich Stand hielten, sehnten sich mehr als ihre Nachbarstädte nach Licht und Luft in ihren mittelalterlichen Gassen. Sie setzten sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts stark für die Aufhebung der Festungseigenschaft am bayerischen Königshof ein. So betrauern Kunsthistoriker die abgetragenen Befestigungsanlagen – aus ihren Türmen, Toren und Mauern hätte Augsburg als ein zweites Rothenburg hervorgehen können.

An die ehemals wehrhaften Befestigungsanlagen der alten Reichsstadt erinnern heute fünf Tore, welche die Entfestigung und den späteren Umbau zur auto- bzw. verkehrsgerechten Stadt überstanden haben. Ebenso wie eindrucksvolle Teile der Stadtmauer auf der östlichen Seite der Altstadt zwischen Lueginsland und Rotem Tor. Sie laden heute, inmitten der Stadt zum Spazierengehen im Grünen ein. An der Kahnfahrt, im Gemäuer der ehemaligen Bastion am Oblatterwall, wird an sonnigen Tagen gemütlich im alten Stadtgraben gerudert. Die Wallanlagen am Roten Tor beherbergen in ihrem östlichen Teil seit der 2.000-Jahrfeier 1985 einen nach historischem Vorbild angelegten öffentlich zugänglichen Kräutergarten. Gegenüber im westlichen Teil der Wallanlagen gastiert allsommerlich die Freilichtbühne des Staatstheaters Augsburg. Sie zählt zu den namhaftesten Freilichtbühnen Deutschland und bietet Opern, Operetten und Musicals eine mittelalterliche Kulisse.