Ein kurzer Rückblick in den September’24. Eigentlich sollte es mit Thürmer Tours an die Kurische Nehrung gehen. Doch zeigte sich eine spürbare Skepsis bezüglich der geografischen Lage der Nehrung unter den Interessierten. So berieten wir uns, das Team von Thürmer Tours und ich als begleitender Fotograf. Das Baltikum als solches wollten wir nicht aufgeben und die Alternative sollte sich auf eine interessante Region konzentrieren. So fiel unsere Wahl auf die historische Handelsmetropole Danzig und das relativ nahe gelegene Marienburg (Malbork) mit der Festung Marienburg. Eine gute Mischung aus Altstadtflair und Backsteingotik, die ihres Gleichen suchen!
So ging es dann in der letzten Septemberwoche los. Treffpunkt für unsere Gruppe war das Hotel Celestin Residence inmitten des historischen Altstadtkrens der Hafenstadt Danzig. Eine erste Erkundungstour unternahmen wir ohne Kamera. Stattdessen nahmen wir uns in einem der zahlreichen Straßencafés Zeit für eine Begrüßungsrunde, klärten die Erwartungshaltungen ab und besprachen unseren Tourablauf. Im Anschluss an unsere Erkundungsrunde kehrten wir zum Abendessen ein und griffen anschließend zum Fotorucksack samt Stativ…
Montagmorgen sollte es ungeachtet der Wettervorhersage um 5Uhr45 losgehen. Doch hielt sich unser Enthusiasmus im strömenden Regen in Grenzen, weshalb wir uns für einen Aufbruch nach dem Frühstück um 9Uhr15 entscheiden. Der Regen zog zwischenzeitlich ab, so dass wir uns trockenen Fußes durch die Gassen entlang der Mottlau auf Motivschau begaben.
Das wohl markantestes Wahrzeichen der historischen Altstadt Danzigs ist das Krantor. Einstmals die größte mittelalterliche Krananlage Europas. Hier ist ein Museumsbesuch (Nationales Maritimes Museum (Narodowe Muzeum Morskie w Gdańsku).
fast schon Pflicht. Wie der Name bereits andeutet, hatte der doppeltürmige Backsteinbau bereits seit dem 14. Jahrhundert eine Doppelfunktion: Einerseits fungierte das Bauwerk als Stadttour zur Mottlau. Ebenso als Hebewerk mit dem die Schiffsladungen am Flusshafen gelöscht wurden. In unserer Zeit ist es das unverkennbare Wahrzeichen der Danziger Altstadt.
Die Danziger Altstadt wird häufig im selben Atemzug erwähnt, wenn über die Altstadtkerne von Köln, Hamburg oder auch Augsburg gesprochen wird. Ähnlich wie andere Städte, durchlebte Danzig in den 1940iger Jahren eine Epoche, deren Martyrium lediglich die Grundmauern überstanden. Die heutigen Fassaden stammen aus dem originalgetreuen Wiederaufbau der 1950 und -60iger Jahre. Ungeachtet dessen, beeindruckend die fassettenreichen Fassaden mit ihren verspielten Giebelformen. Hier ist den Stadtverantwortlichen eine gelungene Mischung aus historisch und modern gelungen. Während sich die lange Gasse in alter Pracht präsentiert. Zeigen sich die Fassaden auf der Speicherinsel in einer Mischung zwischen Backstein und Stahl.
Unser Fotowalk erstreckte sich bis in die Nachmittagsstunden auf die „Rechtsstadt“ mit dem Altstadtkern am westlichen Flussufer sowie auf die Speicherinsel. Für die Abenddämmerung hatten wir uns für den Blick vom Bleihof (Insel Ołowianka) sowie der Speicherinsel entschieden.
Die folgende Morgendämmerung hat uns für den verregneten Sonnenaufgang am Montagmorgen entschädigt. So dass wir bereits vor dem opulenten Frühstück eine reiche Ausbeute ergattern konnten.
Dienstagmorgen nach dem Frühstück, zogen wir mit den Wolken am blauen Himmel weiter nach Südosten. Es ging ins Landesinnere an die Ufer der Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel. Doch bevor wir diese erreichten, legten wir einen Zwischenstopp an dem Kleinod „Elisabeth von Ungarn“ (Kościół św. Elżbiety Węgierskiej) in Lubieszewo ein. Die kleine Backsteinkirche beeindruckt neben ihrer roten Außenfassade mit einer schlichten und doch beeindruckenden Deckenmalerei auf Holz.
Angekommen an der Nogat in Marienburg (Malbork), erhob sich vor uns am gegenüberliegenden Ufer auf einem kleinen Höhenzug die Festung Marienburg. Die Ordensburg Marienburg stammt aus dem 13. nachchristlichen Jahrhundert und war über lange Zeit der Sitz des Hochmeisters des Deutsche Orden / Deutschritterorden. Heute beherbergt sie das Museum Burgmuseum (Muzeum Zamkowe w Malborku).
Die Festungsanlage thront auf einer Anhöhe am östlichen Ufer der Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel. Sie erstreckt sich auf ca. 21 Hektar und ist unterteilt in die Außenanlagen, dem Vorschloss sowie dem Mittel- und Hochschloss. Für feindlich gesinnte Ritterorden eine nur schwer einzunehmende Festung.
In Malbork angekommen, gönnten wir uns einen Kaffee-Stopp (neben Kaffee und Kuchen, sind auch die Pizzen im Bistro Bastion in der Sierakowskich empfehlenswert) und bezogen im Anschluss unsere Zimmer im Bulvar Boutique Hotel. Die Lage des Hotels zur Marienburg ist unschlagbar, lediglich fünf Gehminuten sind es bis zum Besucherzentrum, das sich zwischen den Außenanlagen befindet. Um uns einen Überblick über das UNESCO-Weltkulturerbe zu verschaffen, hatten wir im Vorfeld bereits eine deutschsprachige Führung gebucht. In den gut drei Stunden, entdeckten wir angeleitet durch einen engagierten Guide die Außenanlagen wie einen Teil der öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten. In der anschließenden Abenddämmerung positionierten wir uns für einen Blick auf die Burg von Südosten am östlichen Nogat-Ufer.
Die beeindruckende Burganlage, diente auf Wunsch des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. als Vorlage für die Marineschule Mürwik in meiner Geburtsstadt Flensburg. Sie ist auch bekannt als „die rote Burg an der Förde“.
Übrigens, ein guter Begleiter in der über 800 jährigen Geschichte der roten Backsteinarchitektur, bieten die Web-Seite sowie der kleine Reiseführer der „Europäischen Route der Backsteingotik“. Er führt von Dänemark, über Norddeutschland in das nördliche Polen. Immer mit dem Fokus auf historische Backsteinbauten.
Unseren Rückweg nach Danzig traten wir am Donnerstagmorgen mit einem Schlenker an das Frische Haff an. Ziel war Frauenburg (Frombork) mit seinem Backsteinbauten auf dem Kathedralenberg. Neben dem prächtigen Dom erhebt sich der Kopernikus-Turm mit dem Planetarium des Nikolaus-Kopernikus-Museums (Planetarium Muzeum Mikołaja Kopernika). Von seiner Aussichtsplattform auf dem Dach des Turmes, reicht der Blick vorbei am Dom sowie der tiefer gelegenen St. Adalbert Kirche (Kościół Rzymskokatolicki św. Wojciecha) weit hinaus auf das Frische Haff.
Bevor wir zum Flughafen aufbrachen, gönnten wir uns ein letztes Mal, für diese Tour genussvoll Piroggen. Dazu eignet sich bestens die Pierogarnia Stary Młyn (gekochte wie gebackene) auf der Speicherinsel.
Rückblickend entdeckten wir eine geschichtsträchtige Handelsmetropole mit einer beeindruckenden Altstadtkulisse sowie eine prächtige Backsteingotik an der Nogat. Für 2026 haben wir wieder die Fotoreise an die Kurische Nehrung ins Auge gefasst. 2027 geht es dann wieder an die Danziger Bucht und das Frische Haff. Zwei Fotoreisen die sich mit ihren Motivmöglichkeiten mit dem Blick auf das Baltikum hervorragend ergänzen.
P.S.: Die Ostsee ist bei mir untrennbar mit Bernstein verbunden. So warf ich, entlang der Mottlau auch mehrere Blicke in die Auslagen der Juweliere. Es blieb dann allerdings „nur“ beim Betrachten der Prachtstücke. Grund hierfür waren die Preisvorstellungen von umgerechnet über 20,- € pro Gramm. Da freue ich mich eher auf einen Besuch der Kurischen Nehrung, wo das Ostseegold je nach Größe des naturbelassenen Fundstucks für 1,- bis 2,- € pro Gramm angeboten wird.